Bund Münchner Bürgerinitiativen-Messe

Heike Bedrich • Jan. 17, 2024

Grünflächen versus Bauen. Wo bleibt die Bürger-Mitsprache?

Am Freitag, den 12. Januar fand im Bürgersaal in Fürstenried die 4. BI Messe „Bürgerinitiativen im Gespräch“ statt. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto „Grünflächen versus Bauen. Wo bleibt die Bürger-Mitsprache?“

Ca. 30 BIs und Vereine verdeutlichten ihre Anliegen an den Infotischen. Sie zeigten auf, dass der Eindruck nicht von ungefähr kommt, dass München über die (Stadt-) Grenzen hinaus zugebaut wird, das Grün, auch das landwirtschaftliche Grün, vernichtet, und die Bürger dabei nicht wirklich mitgenommen werden. Es betrifft die Gesamtstadt, wenn in Freiham im Westen, Sollner Felder im Süden, im Hachinger Tal im Süd-Osten, in Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen im Nord-Osten und in Feldmoching im Norden die Felder und die sonstigen Grünflächen zugebaut werden.

München weiterbauen; kompakt, grün urban. Ist das der Weg den Mangel an Wohnraum zu beseitigen?
Die Impuls-Vorträge zeichnen ein anderes Bild. Hr. Dr. Stepp vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V.
zeigte z.B. in seinem Vortrag sehr deutlich: Wenn München nach dem Motto „weiter so“ Arbeitsplätze durch zusätzliche Gewerbeansiedlungen schafft, ist das Ziel unerreichbar. Schon die Anzahl der heute vorhandenen Arbeitsplätze erfordert mehr Wohnraum als auf Münchner Boden überhaupt realisiert werden kann.

Weiterhin wurde deutlich, dass die im vorpolitischen Raum engagierten Bürgerinnen und Bürger unisono den Eindruck haben, in die zugrundeliegenden Entscheidungen nicht wirklich einbezogen, sondern mit einer Bürgerbeteiligung, die eher als „Bürger Placebo“ zu bezeichnen ist, abgespeist zu werden.

Dieses Gefühl kennen wir als Verein, besonders wenn es um das Thema Bäume geht. München braucht mehr Bäume, um Hitzetage in der Stadt erträglich zu machen, das zeigt auch das kürzlich vorgestellte Engagement der Stadt: Insgesamt sollen über 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, um 3.500 Bäume zu pflanzen. Diese enorme Summe für Baumpflanzungen zeigt, dass es kaum mehr Platz für Bäume in der Stadt gibt, Neupflanzungen aber unumgänglich sind. Insgesamt wurden in in den letzten 10 Jahren fast 100.000 Bäume gefällt, jedoch nur 70.000 Bäume nachgepflanzt. Doch bis diese Bäume ihre Funktion als wichtiger CO2 Speicher erfüllen können, werden weitere 20 bis 30 Jahre vergehen. Auf der Messe haben wir daher auch über unser Engagement in der Haldenseesiedlung gesprochen, bei der über 170 Bäume für die Neubebauung gefällt werden müssen, bzw. ein Teil wurde bereits gefällt, und dadurch wertvoller Baumbestand in unserem Stadtbezirk verloren geht. 

Christian Hierneis, MDL Grüne und BUND Naturschutz, sagt in seinem Presse-Statement: „Ich bin seit Jahren über meine Tätigkeit beim BUND Naturschutz und nicht zuletzt als Münchner Landtagsabgeordneter mit den Bürgerinitiativen und Vereinen im Gespräch und arbeite oft mit ihnen zusammen. Die 4. Bi Messe hat mich trotzdem wieder überrascht durch die Qualität der Gespräche und der Vielzahl an engagierten, hochmotivierten und fachlich versierten ehrenamtlich Tätigen. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass die Stimmen aus dem vorpolitischen Raum mehr Gehör bei den
Entscheidungsträgern finden.“

Dirk Höpner, Stadtrat München Liste, will, dass die BIs stärker als bisher in der Stadt gehört werden sollen: „Die BI-Messe des Bundes der Münchner Bürgerinitiativen hat eindrucksvoll gezeigt, dass hier ein Forum für den gegenseitigen Austausch von Informationen entstanden ist. Ich wünsche mir, dass diese Plattform weiter ausgebaut wird und dass möglichst viele der Wünsche, Anregungen und Forderungen der Interessensgruppen umgesetzt werden. Das ist es, was unsere Stadt braucht!”

Weitere Informationen gibt es auf der Seite des BMBI. https://www.bmbi.bayern/unsere-presseaussendungen/gruenflaechen-versus-bauen-wo-bleibt-die-buerger-mitsprache/17/01/2024/

von Bettina Rubow 31 Mai, 2024
Presseerklärung der SG-Ramersdorf vom 30. Mai 2024 Wir von der SG-Ramersdorf fanden sie auf Anhieb reizend, die Supraporten über den Türen der Wohnhäuser in der ehemaligen Amerikanischen Siedlung zwischen Rosenheimerstraße, Wilramstraße und Claudius-Keller-Straße. Dass sie nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch von kunsthistorischem Wert sind, hat das Landesamt für Denkmalpflege jetzt bestätigt. In seiner Begründung beschreibt das Landesamt für Denkmalpflege ausführlich die künstlerische Darstellung sowie die Ausführung der Supraporten durch Münchner Künstler aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unsere Sorge um den Erhalt der Supraporten ergab sich aus der Tatsache, dass die Stadt München bzw. die Münchner Wohnen dort eine großflächige Sanierung plant, der die Supraporten sehr wahrscheinlich zum Opfer gefallen wären (durch die Fassadendämmung). Das Denkmalamt begründet ihre Denkmaleigenschaft nicht nur mit ihrem individuellen Ausdruck, der den gleichförmigen Gebäuden jeweils einen anderen Charakter verleiht, sondern auch mit der Zusammenarbeit zwischen deutschen und US-amerikanischen Planern, die sich auch in der Motivik der Supraporten zeigt. Für das Nachkriegs-München waren das Märchen- und Tiermotive, während die Amerikaner auf Szenen des amerikanischen Westens (inkl. indigener Bevölkerung) zurückgriffen. Die Supraporten sind somit ein Teil der erhaltenen Bausubstanz in München, welche die geschichtliche Bedeutung der US-amerikanischen Besatzung bis heute nachvollziehbar macht. Das Landesamt für Denkmalpflege fügt an dieser Stelle hinzu: „Das Projekt gilt deutschlandweit als einzig realisierte US-Siedlung, welche nicht allein den amerikanischen Vorstellungen entspricht und deutsche Planungen miteinbezog. Die unterschiedlichen Darstellungen lassen darauf schließen, dass neben den Planern der US-Air-Force auch Planer der Stadt München an der Ausführung und Gestaltung der Gebäude beteiligt waren. Die Supraporten sind daher symbolische Überlieferungen für die Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der US-amerikanischen Besatzung in der unmittelbaren Nachkriegszeit.“ Wir von der Schutzgemeinschaft Ramersdorf e.V. freuen uns sehr über den Schutz dieser Malereien, Sgraffitos und Reliefs. Die Stadt muss sich in der Folge mit dem Denkmalamt abstimmen, wie sie am besten zu erhalten sind. Bettina Rubow und Christoph Randl Weitere Informationen sowie eine ausführliche Dokumentation zu den Supraporten finden Sie bei uns auf der Seite über folgenden Link: Supraporten in Ramersdorf
27 Apr., 2024
Wussten Sie, dass der Zitronenfalter seine Eier ausschließlich am heimischen Faulbaum (Rhamnus frangula) oder seltener am Kreuzdorn ablegt? Und dass die heimische Honigbiene nicht vom Aussterben bedroht ist, jedoch die Wildbienenarten, die solitär leben? Von diesen Wildbienenarten gibt es ca. 560 Arten in Deutschland und rund die Hälfte davon sind vom Aussterben bedroht. Dieses Wissen hatte unser Mitglied Karin Haslbeck am 12. März bei unserem Stammtisch im Alten Wirt in Ramersdorf mit uns geteilt und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Stammtisches waren sich schnell einig, dass wir uns noch mehr um die Wildbienen kümmern müssen. Neben den Wildbienen wie der Sandbiene oder der Erdhummel, brauchen auch andere Insektenarten unsere Hilfe. Wir können zum Beispiel mit dem Pflanzen einer Königskerze 90 Insektenarten helfen, mit dem Pflanzen einer Saalweide sogar 213 Insekten! Eine Wildblumenwiese bietet ebenfalls höchst wertvollen ökologischen Lebensraum, beim Ansähen sollte man jedoch Saatgut heimischer Pflanzen bevorzugen, denn exotische Pflanzen haben wenig Nutzen für unsere heimische Pflanzen. Durch vielfältige Strukturen im Garten schaffen wir Lebensräume für Schmetterlinge, Eidechsen, Käfer und Vögel. Ob Totholz oder Wasserflächen, in jedem Garten sollte ein Stück Natur einziehen, um vom Aussterben bedrohte Insektenarten zu schützen. Auch etwas Unordnung im Garten ist angesagt, denn im hohen Gras oder auf hohlen Stängel überwintern viele Arten. Weitere Informationen finden sich in der Zusammenfassung von Karin, die sie uns freundlicherweise zum Download für unsere Mitglieder zur Verfügung gestellt hat. Wir danken herzlich für den anregenden Abend und freuen uns auf die Erfahrungen unserer Mitglieder beim Anpflanzen dieser wunderbaren besonderen Sorten. Download weiterführende Informationen
21 Apr., 2024
Uns geht es heute um ein Gebäude im Ortskern Ramersdorf, das offensichtlich leer steht und dem Verfall preisgegeben scheint, das Benefiziatenhaus direkt vor Maria Ramersdorf, der wunderbaren Wallfahrtskirche aus dem 15. Jahrhundert mit ihrem Erasmus-Grasser-Altar. Zu ihren Nebengebäuden zählen das Torbogen- oder auch Mesnerhaus aus derselben Zeit sowie das ehemalige kurfürstliche Jagdhaus aus dem 18. Jahrhundert, das das heutige Benefiziatenhaus ist und der Kirche gehört. Ein verwunschener alter Friedhof vervollständigt diese historisch und baukünstlerisch höchst wertvolle Gebäudegruppe, die unter Denkmalschutz steht. Wir Ramersdorfer lieben dieses einzigartige Ensemble, zu dem sich ja auch noch der Alte Wirt sowie die umliegenden Häuser aus der Gründerzeit fügen. Wir haben hier also einen einzigartigen kirchlichen Bauschatz mit Weltkulturerbe-Charakter – für dessen Bewahrung sich nicht nur die Kirche einsetzt, sondern auch wir uns einsetzen wollen. Wir, das sind MORES, der Verein der Mustersiedlung Ramersdorf, der seit Jahren für den Ortskern Ramersdorf kämpft, sowie die SG-Ramersdorf, die sich generell für den Bestand alter Häuser mit dem zugehörigen Grün engagiert. Wer in jüngerer Zeit einmal am Benefiziatenhaus vorbeigelaufen ist, dem wird vielleicht der beklagenswerte Zustand des Hauses aufgefallen sein. Es befindet sich vom Ring aus gesehen direkt vor der Kirche (Aribonenstraße). Aus dieser Sorge heraus haben wir uns an das Bauwesen der Erzdiözese München gewandt und einmal nachgefragt, was denn mit dem Benefiziatenhaus geschehen soll und wann dessen Sanierung geplant sei? Denn die Kirche selbst wurde ja inzwischen vorbildlich renoviert und auch das Torbogenhaus soll demnächst in Angriff genommen werden. Diese Auskunft erhielten wir vom Diözesanbaumeister, der das Benefiziatenhaus durchaus auf seinem Schirm hat. Am Telefon erhielten wir zudem die Auskunft, dass der Beginn der Renovierung aber noch zwei bis drei Jahre dauern könne, weil das Haus ja zurzeit von Geflüchteten bewohnt würde. Es gäbe einen Vertrag mit der Stadt, der noch laufen würde. Nach unserer Beobachtung wohnt dort allerdings niemand. Was uns allerdings beruhigte, war die weitere schriftliche Auskunft, dass das Dach des Benefiziatenhauses dicht sei. Das hätte er selbst geprüft. Dennoch hätten wir folgende Fragen an die Stadt München: 1. Die Stadt möge Auskunft erteilen, wie lang der Mietvertrag mit der Kirchenstiftung Maria Ramersdorf noch läuft? Sie möge außerdem mitteilen, was genau sie in dieser Zeit mit dem Haus vorhat und ob es überhaupt jemals von Geflüchteten bewohnt wurde bzw. wann eine solche Nutzung (wieder) oder eine andere Nutzung vorgesehen ist? 2. Der Diözesanbaumeister deutete in seinem Antwortschreiben zudem an, dass die finanziellen Mittel der Kirche in Bezug auf die Sanierung des Benefiziatenhauses leider beschränkt seien. Daher möge die Stadt prüfen, ob städtische oder Mittel der Stadtsanierung dafür genützt werden könnten, um mit der Kirche gemeinsam eine zeitnahe Sanierung des denkmalgeschützten Benefiziatenhauses voranzubringen. Natürlich wissen wir und weiß auch die Kirche, dass es Zuschüsse vom Denkmalamt gibt. Der Antrag wurde mit Mehrheit angenommen.
von Claudia Amend 25 März, 2024
Meine Hausgeschichte besteht aus mehreren Häusergeschichten und sie beginnt in der Bad-Schachener-Straße 84, wo meine Mama, Jahrgang 1944, aufgewachsen ist. Sie waren drei Schwestern. Noch in den Vorkriegsjahren konnte mein Opa ein riesiges Grundstück kaufen, das lag in der Klagenfurter Straße. Die Familie zog von der Au, wo sie vor dem Krieg am Mariahilfplatz gelebt hatte, nach Ramersdorf und ist seither dort verwurzelt. Mein Opa hat übrigens einst in einem Häuschen in der denkmalgeschützten Weiskopfstraße gewohnt, die Straße hieß so wie seine Mutter Weiskopf. Aber wie kamen wir nun in die Thierseestraße, in dieses wunderschöne Haus aus den fünfziger Jahren mit großem Garten? Erst einmal muss ich sagen, dass das Haus damals alles andere als schön war, im Gegenteil, es war hässlich und im Parterre stockfinster. Wir haben dann die Wand zur Speisekammer und zum Wohnzimmer geöffnet, dadurch kam Licht herein. Und wie so viele andere junge Familien auch, haben wir renoviert, während wir schon drin wohnten. Wir haben das Haus 1999 gemeinsam mit meiner Mama gekauft, und zwar unter der Bedingung, dass die Tochter der ehemaligen Eigentümerfamilie weiter unter dem Dach wohnen darf. Das kam uns sogar entgegen, die Mama hatte zwar ihr Haus in der Klagenfurter Straße verkauft, aber die Mieteinnahmen konnten wir gut gebrauchen. Wir wollten ja auch renovieren und alles schön machen. Die Zeit der Renovierung war nicht immer einfach für uns, weil wir ja bereits im Haus wohnten. Mehrere Nächte verbrachte ich quasi ohne Fenster – mein Mann geschäftlich unterwegs, ich hochschwanger und unser erster Sohn erst drei Jahre alt. Aber das ist alles vergessen. Wir hatten schöne Jahre in diesem großen Haus und haben vor allem den Garten immer sehr geliebt. Der Gärtner Fiedler hat ihn einst gestaltet, mit Pflaster aus Bruchstücken von alten Grabsteinen und mit vielen heimischen Gewächsen. Mein Mann und ich wohnten mit unseren zwei Kindern im Parterre und die Mama im ersten Stock. Um das Jahr 2007 herum beherbergte unser Haus noch die Grundton Musikschule, die wir aus Mangel an Alternativen selbst gegründet hatten. Viele Ramersdorfer Kinder hatten hier ihren Musikunterricht. Irgendwann ist meine Mama ausgezogen und hat sich das Haus in der Berger-Kreuz-Straße gekauft und hergerichtet. Wie viele Häuser in der Grundlersiedlung liegt auf ihm - das Ausschankverbot einer Brauerei - und es hat einen Bunker im Keller, den zwei Stahltüren schützen. Inzwischen sind mein Mann und ich allein im Parterre unseres Hauses in der Thierseestraße, aber das Gute ist, dass unsere beiden Söhne nach wie vor im Haus leben. Beide in ihrer eigenen WG im ersten bzw. zweiten Stock. Was Besseres hätte uns nicht einfallen können, jeder hat seine eigene Wohnung unter einem gemeinsamen Dach. Claudia Amend
von Heike Bedrich 17 Jan., 2024
Am Freitag, den 12. Januar fand im Bürgersaal in Fürstenried die 4. BI Messe „Bürgerinitiativen im Gespräch“ statt. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto „Grünflächen versus Bauen. Wo bleibt die Bürger-Mitsprache?“ Ca. 30 BIs und Vereine verdeutlichten ihre Anliegen an den Infotischen. Sie zeigten auf, dass der Eindruck nicht von ungefähr kommt, dass München über die (Stadt-) Grenzen hinaus zugebaut wird, das Grün, auch das landwirtschaftliche Grün, vernichtet, und die Bürger dabei nicht wirklich mitgenommen werden. Es betrifft die Gesamtstadt, wenn in Freiham im Westen, Sollner Felder im Süden, im Hachinger Tal im Süd-Osten, in Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen im Nord-Osten und in Feldmoching im Norden die Felder und die sonstigen Grünflächen zugebaut werden. München weiterbauen; kompakt, grün urban. Ist das der Weg den Mangel an Wohnraum zu beseitigen? Die Impuls-Vorträge zeichnen ein anderes Bild. Hr. Dr. Stepp vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. zeigte z.B. in seinem Vortrag sehr deutlich: Wenn München nach dem Motto „weiter so“ Arbeitsplätze durch zusätzliche Gewerbeansiedlungen schafft, ist das Ziel unerreichbar. Schon die Anzahl der heute vorhandenen Arbeitsplätze erfordert mehr Wohnraum als auf Münchner Boden überhaupt realisiert werden kann. Weiterhin wurde deutlich, dass die im vorpolitischen Raum engagierten Bürgerinnen und Bürger unisono den Eindruck haben, in die zugrundeliegenden Entscheidungen nicht wirklich einbezogen, sondern mit einer Bürgerbeteiligung, die eher als „Bürger Placebo“ zu bezeichnen ist, abgespeist zu werden. Dieses Gefühl kennen wir als Verein, besonders wenn es um das Thema Bäume geht. München braucht mehr Bäume, um Hitzetage in der Stadt erträglich zu machen, das zeigt auch das kürzlich vorgestellte Engagement der Stadt: Insgesamt sollen über 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, um 3.500 Bäume zu pflanzen. Diese enorme Summe für Baumpflanzungen zeigt, dass es kaum mehr Platz für Bäume in der Stadt gibt, Neupflanzungen aber unumgänglich sind. Insgesamt wurden in in den letzten 10 Jahren fast 100.000 Bäume gefällt, jedoch nur 70.000 Bäume nachgepflanzt. Doch bis diese Bäume ihre Funktion als wichtiger CO2 Speicher erfüllen können, werden weitere 20 bis 30 Jahre vergehen. Auf der Messe haben wir daher auch über unser Engagement in der Haldenseesiedlung gesprochen, bei der über 170 Bäume für die Neubebauung gefällt werden müssen, bzw. ein Teil wurde bereits gefällt, und dadurch wertvoller Baumbestand in unserem Stadtbezirk verloren geht. Christian Hierneis, MDL Grüne und BUND Naturschutz , sagt in seinem Presse-Statement: „Ich bin seit Jahren über meine Tätigkeit beim BUND Naturschutz und nicht zuletzt als Münchner Landtagsabgeordneter mit den Bürgerinitiativen und Vereinen im Gespräch und arbeite oft mit ihnen zusammen. Die 4. Bi Messe hat mich trotzdem wieder überrascht durch die Qualität der Gespräche und der Vielzahl an engagierten, hochmotivierten und fachlich versierten ehrenamtlich Tätigen. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass die Stimmen aus dem vorpolitischen Raum mehr Gehör bei den Entscheidungsträgern finden.“ Dirk Höpner, Stadtrat München Liste , will, dass die BIs stärker als bisher in der Stadt gehört werden sollen: „Die BI-Messe des Bundes der Münchner Bürgerinitiativen hat eindrucksvoll gezeigt, dass hier ein Forum für den gegenseitigen Austausch von Informationen entstanden ist. Ich wünsche mir, dass diese Plattform weiter ausgebaut wird und dass möglichst viele der Wünsche, Anregungen und Forderungen der Interessensgruppen umgesetzt werden. Das ist es, was unsere Stadt braucht!” Weitere Informationen gibt es auf der Seite des BMBI. https://www.bmbi.bayern/unsere-presseaussendungen/gruenflaechen-versus-bauen-wo-bleibt-die-buerger-mitsprache/17/01/2024/
von Bettina Rubow 11 Jan., 2024
Bezugnehmend auf Ihren Artikel „Wie es mit den Dörfern in der Stadt weitergeht“ vom 9. Januar 2024 Es gibt wohl nur wenige historische Baustrukturen in München, deren Erhalt NICHT einem Bürgerengagement zu verdanken wäre. Zumindest in den Randbezirken wie Berg am Laim und Ramersdorf ist das definitiv der Fall. Wir von der Schutzgemeinschaft Ramersdorf setzen uns wie unser Nachbarverein Mores für den Bestand an Wohnhäusern und -siedlungen vor Ort ein. Mores für den Ortskern und die Mustersiedlung, wir für den nicht geringfügigen Rest. Nicht nur die Mustersiedlung, auch die Wohnanlagen am Loehleplatz sind ja auf Maria Ramersdorf, die zweitälteste Wallfahrtskirche Bayerns mit Erasmus-Grasser-Altar, sowie auf den Ortskern ausgerichtet. Die Wohnanlagen am Loehleplatz sind dank bürgerschaftlichen Engagements inzwischen komplett ensemblegeschützt, das Denkmalamt prüft zurzeit aufgrund unserer Anfrage die Denkmaleigenschaft der sog. Ami-Siedlung inklusive ihrer künstlerischen Supraporten in Ramersdorf-Süd. Ende November haben wir uns bei der Bauabteilung der Erzdiözese München nach dem Benefiziatenhaus erkundigt. Das stattliche Gebäude direkt an der Kirche, also mitten im Ortskern, steht seit langem leer und verfällt zusehends. Dass dieses denkmalgeschützte Erbe in Ramersdorf so vernachlässigt wird von Politik und Kirche, betrübt uns sehr. An den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort aber liegts nicht. br
von Christoph Randl 26 Nov., 2023
Die Siedlung Ramersdorf-Süd befindet sich zwischen Rosenheimer Straße, Wilramstraße und Claudius-Keller-Straße in München-Ramersdorf. Sie wurde in den Jahren 1949 bis 1965 überwiegend in Zeilenbauweise errichtet und befindet sich im Besitz der Wohnungsbaugenossenschaft Gewofag. Über den Eingangstüren eines Großteils der ansonsten sehr einfachen und schmucklosen Häuser findet sich eine Besonderheit: Künstlerische Supraporten als malerische bzw. bildnerische Kunstwerke. Sie kennzeichnen die Eingänge und machen sie für die Bewohner identifizierbar. Aktuell ist von der Wohnungsbaugesellschaft vorgesehen die gesamte Siedlung in ein "Klimaquartier" zu verwandeln. Da derartige energetische Aufwertungen häufig mit einer so genannten Wärmedämmverbundfassade (WDVS) erreicht werden, die die Supraporten eventuell einpacken und somit verstecken und ggf. aber auch zerstören könnten, müssen sie als gefährdet angesehen werden.
01 Aug., 2023
Mit dem Abriss der Haldenseesiedlung verschwindet nicht nur eine kleinteilige und in sich geschlossene Bebauung, sondern auch wertvoller Baumbestand in der Stadt. Im ersten Bauabschnitt WA1 fielen fast alle Bäume im März 2023 den Bauarbeiten zum Opfer, wobei die Verantwortlichen in der Stadt den Erhalt des zum Teil wertvollen Baumbestands im Billigungsbeschluss von 2019 festgehalten haben. Gefällt wurden auch zwei Bäume, die als zu erhalten gekennzeichnet waren. Diese Bäume verfügten über einen enormen Stammumfang, für den mindestens vier Menschen benötigt wurden, um diesen zu umarmen. Die Bäume standen am Eingang der Siedlung und wir vermissen sie sehr. Ebenso schmerzlich vermisst werden die wunderschönen Baumgruppen, die für unsere Aktion "Trauerbaum" im Jahr 2020 mit schwarzen Trauerschleifen umwickelt wurden. In diesem Beitrag zeigen wir Bilder von einst und heute.
von Anneliese Friedl 08 Dez., 2022
Mein Vater, er war einer der Brummerbrüder, hat das Haus, in dem ich fast mein ganzes Leben verbracht habe, im Jahr 1936 gebaut. Vorher haben wir in einem Haus an der Ecke Ballauf-, Segenstraße gewohnt, dort, wo jetzt die Familie mit den drei Buben lebt. Das hat mein Vater auch gebaut. Ich bin einst in deren Küche geboren worden. Auch das Haus von Dr. Strehle bzw. seinem Vater, ebenfalls Dr. Strehle, das ursprüngliche Wenninger-Haus, das Haus der Familie Reichl und auch unser Nachbarhaus, das Haus der Aichingers, alle diese Häuser hat mein Vater nach und nach gebaut. Er hat gebaut und verkauft, gebaut und verkauft und sich schon vor dem Krieg ein kleines Baugeschäft erwirtschaftet. In der Auflegerstraße blieb die Familie, weil da endlich das Geld ausreichte. Mein Vater hat es nicht leicht gehabt in seiner Jugend. Er war ein Kind aus der ersten Ehe meines Großvaters, der sich dreimal verheiratete und insgesamt zwanzig Kinder bekam. Seine ersten beiden Ehefrauen sind jeweils im Kindbett verstorben, meine Großmutter beim elften Kind, das muss man sich einmal vorstellen. Die Kinderschar blieb nach dem Tod der Mutter übrig, alle mussten selbst sehen, was aus ihnen wurde. Der Großvater hatte eine „Maurerei“, wie man damals sagte, und auch mein Vater ging in diese Richtung und wurde zunächst Backofenbauer, bevor er sich aufs Häuserbauen verlegte. Nie werde ich den 16. November 1944 vergessen, da hatten wir einen Volltreffer in der Auflegerstraße. Wenige Tage vor meinem zehnten Geburtstag. Die Bombe zerstörte mein heutiges Wohnzimmer und darunter das Schlafzimmer meiner Eltern. Neun Tage später forderten weitere Bombeneinschläge zwölf Todesopfer in der nahe gelegenen Kuenstraße. Wir hatten Glück. Dass wir alle überlebt haben, war aber auch dem Bunker zu verdanken, den mein Vater und meine zwei Brüder mit Hilfe von drei Kriegsgefangenen, zwei Franzosen und einem Polen, im Garten errichtet haben. 400 Zentner Zement haben sie damals verbaut. Unsere komplette Familie war danach heimatlos. Das war ein Schock für mich als Kind, ich habe viel geweint und konnte unser Schicksal gar nicht recht begreifen. Der Ortsgruppenleiter wollte uns dann in eine Etagenwohnung in die Adam-Berg-Straße verfrachten, die leer stand, weil Frau und Kinder aufs Land evakuiert worden waren. Aber das kam für meine Mutter gar nicht in Frage. Sie würde in keine fremde Wohnung ziehen, wenn die Besitzer nicht da wären. Dank dem Herrn Weber, das war der Schwiegersohn vom Dr. Strehle, fanden wir dann Unterschlupf im Strehle-Haus, wo wir vom 16. November 1944 bis zum 2. Februar 1945 lebten. Die Brüder bekamen Bombenurlaub und errichteten mit meinem Vater das 28-Quadratmeter-Häuschen, das von der Stadt genehmigt wurde und dort noch immer steht. Dort wohnten wir, bis wir endlich wieder in unser Haus einziehen konnten. Das geschah am 15. August 1947 und da war unser Haus auch nur halb fertig. Man hatte wenig Material und baute nur so weit es ging. Mein Vater hatte aber das Glück, dass bei seinem Baugeschäft immer wieder Material für sein eigenes Heim abfiel. Er baute inzwischen auch Villen in Harlaching und insbesondere von einer Villa in Ramersdorf haben wir profitiert. Sie stand dort, wo heute das Mehrfamilienhaus am Anfang der Ottobrunner Straße ist, und beherbergte eine Buchdruckerei. Die Besitzer haben, wenn sie etwa Lichtschalter oder ähnliches bestellten, immer für uns mitbestellt. Es war viel gegenseitiges Helfen in der Nachbarschaft. Man ließ sich nicht im Stich. Der Herr Weber hatte Mitleid mit mir, weil meine Seele doch so unglücklich war, und erkundigte sich immer, ob ich mich Mittag hingelegt hätte. Er spielte mir auch Schattenspiele an der Wand vor, um mich aufzuheitern. Ein Freund meines Vaters, der Herr Friedinger, versorgte uns mit Holz. Die Verwandten meiner Mutter aus Niederbayern trugen mit Lebensmittelmarken, die sie – bis auf den Zucker – selbst nicht benötigten, das Ihre bei. Ja, und dann war ich ja schon mit zwanzig Jahren eine junge Mutter. Die Eltern haben unten gewohnt, mein Mann und ich oben und unterm Dach war eine Mieterin und im zweiten Zimmer später unsere beiden Kinder. Heute lebt unten eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Ich find’s schön, wenn Leben im Haus ist. Leider ist mein Mann inzwischen verstorben. Er konnte aber hier im Haus gepflegt werden, das war gut so. Meine Enkel sind jetzt 35, 33 und 30 Jahre alt und der Kleine vom anderen Sohn ist 25. Sie kommen alle noch gern zu ihrer Oma. Ich bereue es nicht, immer hiergeblieben zu sein. Einmal gab es die Chance, beruflich nach Nürnberg zu gehen. Aber wir haben uns beide dagegen entschieden. Also ich bleib hier, es sei denn, ich werd‘ verrückt.
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